1. Tagung des ICANN Studienkreises
30. – 31. MÄRZ 2000, Leipzig
ICANN IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN POLITIK, WIRTSCHAFT UND KULTUR
Eine Veranstaltung von der Universität Leipzig und dem NETCOM Institut des Medienstadt Leipzig e.V.
in Kooperation mit DENIC und der Internet Society/German Chapter
mit Unterstützung von Switch Zürich, Computer Service Langenbach, Deutsche Telekom und Bertelsmann Stiftung
Das Internet wird zunehmend zum Massenmedium. Im Unterschied zu anderen Medien – vom Telefon bis zum Rundfunk – entzieht sich das Internet weitgehend einer nationalen und internationalen staatlichen Regulierung im klassischen Sinne. Nichtsdestrotz bedarf das Internet eines robusten, flexiblen und globalen politisch-rechtlichen und organisatorischen Rahmens der sein Funktionieren gewährleistet. Das betrifft insbesondere das Management der Domain namen, der Internet Addressen und Protokolle sowie das Root Server Systems. Mit der Gründung der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) im Oktober 1998 hat das Internet einen Lenkungs- und Steuerungmechanismus bekommen, der ohne Beispiel ist in der Praxis internationaler Kommunikationsbeziehungen. ICANN ist weder eine zwischenstaatliche Organisationen wie etwa die ITU, noch ein privater Konzern, wie etwa MCIWorldcom. ICANN ist eine private non-for-profit Organisation, die von einem global zusammengesetzten Gremium geleitet wird und sowohl privatwirtschaftliche als auch öffentliche Interessen vertritt. Wiewohl mit einem rein technischen Mandat betraut, ist ICANN sehr schnell ins Spannungsfeld zwischen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen geraten. Bis zum Oktober 2000 soll ICANN die volle Verantwortung über das Management des Internet übernehmen.
Die 1.Tagung des ICANN Studienkreises informiert über die letzten Entwicklungen von ICANN seit der 1. Jahrestagung im November 1999 in Los Angeles und dem Board Meeting im März 2000 in Kairo. Die Tagung dient zugleich dazu, die an ICANN interessierte deutschsprachige Internet-Gemeinschaft stärker zu vernetzen und eine offene Plattform für die Mitarbeit in den verschiedenen ICANN Gremien zu schaffen.
Session I beschäftigt sich mit dem generellen Platz und der Rolle von ICANN im System der internationalen Beziehungen und der Rolle des Domain Name Space als einer “public ressource”. Session II untersucht das Verhältnis von Selbst-Regulierung und öffentlicher Politik. Hier soll insbesondere die Rolle, die nationale Regierungen bei der Regulierung des Internet, einschließlich des Management der ccTLDs, spielen können und sollen, diskutiert werden. Session III beschäftigt sich mit der Entwicklung des Wettbewerbs bei der Registrierung von Domain Namen in den Domains “.com”, “.net” und “.org” nach dem Ende des NSI Monopols sowie den Perspektiven der Zulassung weiterer gTLDs. Session IV behandelt die vom ICANN Board verabschiedete Politik zur Streitschlichtung bei Konflikten im Zusammenhang mit Domain Namen. Session V diskutiert die Frage der generellen Mitgliedschaft bei ICANN und hier vor allem die Vorbereitung der Wahlen zum ICANN Membership Council, die für den Zeitraum April – Juli 2000 geplant sind.
Programm
DONNERSTAG, 30. MÄRZ 2000
14.00 – 15.30 Session I:
Der Platz von ICANN im System der internationalen Politik
Deutschland und des Internet: Ein globales Medium aus der Sicht eines Nationalstaates
Siegmar Mosdorf, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie der Bundesrepublik Deutschland, Berlin(*)
ICANN: Ziele, Grundsätze und Mechanismen
Andrew Mc Laughlin, CFO & Director of ICANN, Marina del Rey
ICANN im Spannungfeld zwischen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen
Ron Blokzijl, ICANN Board Direktor, Amsterdam
16.00 – 18.00 Session II:
Das Internet zwischen Selbst-Regulierung und staatlicher Aufsicht
Das Internet als öffentlicher Raum?
Erika Mann, MdEP, Foundation for European Networked Society, Straßburg
Die Europäische Kommission und das Internet
Christopher Wilkinson, Europäische Kommission, Brüssel
ICANN’s Governmental Advisory Committee (GAC): Die Interessen von Regierungen im Zusammenhang mit dem Management des Internets und der Zuständigkeit für die ccTLDs
Herr Leibrand, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Berlin, Mitglied des Governmental Advisory Committee/GAC
Für eine Selbst-Regulierung des Internet. Die Empfehlungen des GBDe
Elmar Brok, Bertelsmann AG, Brüssel
Das Ende der Souveränität? Das Internet zwischen Selbst-, Re- und Ko-Regulierung
Volker Leib, Max Planck Institut für Gesellschaftsforschung, Köln
Moderator: Wolfgang Kleinwächter, Universität Aarhus / NETCOM Institut Leipzig
19.00 Empfang
FREITAG, 31. MÄRZ 2000
9.30 – 11.00 Session III:
Die wirtschaftliche Dimension: Wettbewerb bei der Registrierung von und dem Handel mit Domain Namen
Die Entwicklung des Wettbewerbs: Erfahrungsbericht Schweiz
N.N., Switch Zürich
Die Entwicklung des Wettbewerbs: Erfahrungsbericht Deutschland
Siegfried Langenbach, CSL, Düsseldorf
Die Entwicklung von Core: Auf dem Weg zu neuen gTLDs?
Werner Staub, CORE, excom
Die Entwicklung des Wettbewerbs: Erfahrungsbericht Österreich
Herbert Vitzthum, .at, Salzburg
Der Wettbewerb zwischen gTLDs und ccTLDs
Sabine Dolderer, Denic, Frankfurt
Die Entwicklung des Handels mit Domain Namen
Michael Schneider, EuroISPA
Moderator: Henning Grote, Deutsche Telekom
11.30 – 13.00 Session IV:
Die Streitschlichtung bei Konflikten um Internet Domain Namen
Namensrechte im Spannungsfeld zwischen nationaler und internationaler Rechtsordnung
Thomas Hören, Universität Münster (*)
ICANN’s UDRP: Online Streitschlichtung bei Internet Domain Namenskonflikten
Erik Wilbers, WIPO Arbitration and Mediation Center, Genf
Well Known and Famous Marks: Praktische Erfahrungen eines Trademarkowners
N.N., Trademarkowner
Menschenrechte vs. Warenschutzrechte: Das individuelle Recht auf freie Namenswahl
Bernhardt Kroenung, regio.net GmbH Fulda
Der Fall xyz: Die Erfahrung eines Richters
N.N., Richter
Preiswert, schnell und effizient: Domain Name Streitigkeiten on Line regeln?
Bernhard Meyer-Hauser / Tobias Zuberbühler, Rechtsanwälte, Zürich
Moderator: Stephan Welzel, DENIC, Frankfurt
13.00 – 14.30 Mittagessen
14.30 – 16.30 Session V:
Internet und Demokratie: Die Wahlen zum ICANN Membership Council
Das Verfahren zur Wahl des ICANN Membership Council
Siegfried Langenbach, CSL, ehemaliges Mitglied des ICANN Membership Advisory Committee (MAC), Düsseldorf
Internet gouvernance und die Rolle von ICANN
Klaus Birkenbihl, Sankt Augustin, Vorstandsvorsitzender der Internet Society Deutschland
WeltWeiteWahlen oder WildWildWest: Wie demokratisch wird das Internet regiert werden?
Christian Ahlert, Universität Giessen
Vom realen nationalen zum virtuellen globalen Parlement: Gewaltenteilung im Internet?
Jörg Tauss, MdB, Berlin
Der Bürger und das Internet
Stefan Krempl, Telepolis, München (*)
Moderator: Jeanette Hoffmann, Wissenschaftszentrum Berlin (*)